Meine Triathlon-Premiere … mit 54

Veit Erster Triathlon

Geschafft!!! – Eine Stunde, vierundzwanzig Minuten und zehn Sekunden geschwommen, gefahren, gelaufen: Glücksgefühl nach der Sprint-Distanz beim 7-Türme-Triathlon 2019 in Lübeck, meinem ersten Triathlon überhaupt!

Vor ziemlich genau einem Jahr war es, als mir mein Arzt dringend mehr ausdauernde Bewegung empfahl. Dabei war ich eigentlich doch schon gut mit dem Rennrad unterwegs, wenn ich Zeit hatte … Doch die war wohl unmerklich immer weniger geworden. Der unmissverständliche Warnschuss des Arztes löste bei mir ein “Du musst das jetzt durchziehen!” aus. Er ermutigte mich weiter dazu.

Der Zufall wollte es, dass mir zur gleichen Zeit Michael – ein unterdessen sehr guter Freund – über den Weg lief und seine Geschichte erzählte: Er hatte sich über Jahre hinweg aus einer ernsthaften Krise heraus zu einem leistungsstarken und überzeugten Triathleten aufgebaut. Bei einer gemeinsamen Radtour meinte er: “Versuch es doch auch mal behutsam mit Laufen.” Das tat ich, las Laufbücher, um nichts falsch zu machen, und erlebte allmählich und freudig gute Fortschritte. Das machte Lust auf Disziplin Nr. 3, das Schwimmen. Die Idee der sich ergänzenden Kombination der Sportarten faszinierte. Also brach ich im September ‘18 auf zu den Bremer Bädern, um einen Kraulkurs zu absolvieren. Toller Crashkurs, feiner Einstieg, dennoch: Wieder und wieder mühsame, mal vergebliche, mal erfolgreichere Versuche, im Frühschwimmen das Gelernte allein umzusetzen.

Im Gespräch mit Michael reifte gleichzeitig die Idee, zu Pfingsten 2019 doch Nägel mit Köpfen zu machen und gemeinsam am Lübecker 7-Türme-Triathlon teilzunehmen, er kannte diesen bereits gut. Ein knappes halbes Jahr war noch Zeit, und mir wurde immer klarer: Als Autodidakt anzutreten wäre ein unkalkulierbares Risiko. Also durchforstete ich die Bremer Vereine und wurde fündig: Die Triathlöwen Bremen. Vorteile für mich: Trainingszeiten, die sich gut abends nach meiner Arbeitszeit einrichten lassen, jeder ist unabhängig von Alter und Leistung im Verein willkommen und Kraul-Anfänger genießen ein gesondertes Techniktraining.

Es war die einzig richtige Entscheidung. Zwar musste ich mich als Anfänger zunächst daran gewöhnen, unter lauter bestens trainierten und erfahrenen Triathleten überhaupt erst mal eigene Fortschritte zu bemerken. Schnell spürte ich aber: Die herzliche und offene Atmosphäre im Verein spornt unglaublich an. Die Trainer – besonders Mischa (Schwimmen) und Jürgen (Laufen) – arbeiten  dabei sehr feinfühlig und trainingsdidaktisch so kompetent an den individuellen Stärken und Schwächen, dass es mir schwerfällt, wenn mal ein Training für mich ausfallen muss.

Mit viel Geduld und beharrlichem Training stellten sich – erst fast unmerklich, dann aber immer deutlicher – Fortschritte ein. Die mit der Anmeldung in Lübeck noch verbundene Angst, das Ganze vielleicht doch nicht schaffen zu können, wandelte sich innerhalb weniger Monate guten Trainings zu einem respektvoll zuversichtlichen “Das ist mindestens machbar”.

Da ist er nun, der Morgen des 2019er Pfingstsonntages, herbeigesehnt und doch etwas gefürchtet. Aber es gibt jetzt kein zurück. Michael und ich haben beide etwas Neues vor, ich meinen ersten Triathlon überhaupt, er wagt nach vielen Jahren Trainings und Wettkämpfen zum ersten Mal die Mitteldistanz. Plötzlich geht alles ganz schnell: Check In, Einrichten in der Wechselzone, Vorbesprechung, dann gleich Löwen-Einteiler, Transponder und Neo anlegen, und schon geht es zum Start ins Wasser.

Massenschwimmen ist anders als Hallentraining, auch daran werde ich mich gewöhnen …, nur nicht so schnell, wie das Schwimmen schon wieder vorbei ist. Wechsel aufs Rad: Ich werde nach wenigen Hundert Metern euphorisch, es ist wie Fliegen. Dabei alarmiert schon der Gedanke ans Laufen danach: “Fahre ich jetzt zu schnell?” Aber ich kann nicht langsamer … Die 20 Kilometer sind plötzlich um. Und auf zum Lauf: Ein Mal um die Wakenitz! Nein, die Füße sind nicht schwer, überhaupt nicht … Auch das eine Überraschung: Es werden meine bislang schnellsten 5000 Meter sein! In der ersten Hälfte dämpfe zwar ich etwas. Als der Atem aber ruhiger wird, spüre ich wieder mehr Kraft im Lauf. Noch eine Runde durch das kleine Stadion unter dem freudigen Ansporn der Helfer: “Genieße die letzten Meter!” In der Tat kann ich noch zu einem kämpferisch genussvollen Endspurt übergehen. Ziel. Medaille “Finisher”. Beglücktes Runner’s High.

Ein Strahlen geht über mein Gesicht. Endlich einen Triathlon geschafft! Nichts tut weh, ich fühle mich fit wie selten zuvor! Auf den Punkt trainiert! Dankbar denke ich an alle, die meinen Weg bis hierher begleitet haben!

Und Michael schafft sein Ziel bei der Mitteldistanz. Bravo! Das macht Mut!

Nun kann es mutig weitergehen: Ich kann es gar nicht erwarten, beim nächsten Training im Löwenrudel dabei zu sein und freue mich auf kommende Wettkämpfe!

Danke Arzt! Danke Michael! Danke Löwen!

Veit Sorge