Die Swim 100×100 in Bremen sind vorbei und Rainer von den Triathlöwen Bremen berichtet im folgenden Text von seinen Erfahrungen.
Wie kam es dazu bei der 100×100 mitzumachen?
Als einige unseres Vereins auf das 100x100m-Schwimmen in Hannover hinwiesen, dachte ich bei kurzem Nachrechnen, die spinnen. Wieso sollte man sich das antun, wenn doch die längeste Schwimmdistanz beim Triathlon bei „nur“ 3,8 km liegt? Und wie öde muss das sein? Und dafür extra auch noch nach Hannover fahren? Da schwinge ich mich lieber auf mein Rad und fahre stundenlang in der Landschaft herum.
Geraume Zeit nach diesem Event teilte uns Mischa mit, dass er ihn auch gerne nach Bremen holen wolle. Okay, kann er ja machen, aber was geht mich das an? Irgenwie nagte der Gedanke, den er mir da ins Hirn gepflanzt hatte, aber dann doch wohl lange in meinem Unterbewusstsein, bis er schließlich ins Bewusstsein hochpoppte. Nun, wenn es in Bremen stattfindet, dann fällt das Argument mit der langen An- und Abfahrt weg. Außerdem wird man sicherlich bei einer so langen Einheit viel Zeit für die Konzentration auf die Technik haben können. Und irgendwie ist es vielleicht doch eine Herausforderung, der man sich einmal im Leben stellen könnte. In einem Moment des Leichtsinns und sicherlich auch dem Herdentrieb folgend meldete ich mich zu den 100×100 in Bremen an. Ist ja auch noch lange hin.
Dann schließlich rückte das Ereignis immer näher und ich kam wieder ins Grübeln. 10 km sind schon sehr lange. Ich bin in meinem Leben bislang maximal 6 km geschwommen. Wie lange braucht man eigentlich für 10 km? Die Abgangszeiten von 2:15 min klingen machbar, aber wie wird das, wenn man erst einmal 6 km geschwommen ist und dann immer noch 4 km vor sich hat?
Zwei Tage vor dem Event fuhr ich noch einige sehr harte Radintervalle und am Tag unmittelbar davor drehte ich noch eine Runde mit über 120 km, schließlich darf man das Radeln nicht vernachlässigen, wenn eine 10km-Schwimmeinheit auf einen Wochenendtag fällt. Abends vor dem Schwimmen fragte ich mich, ob das wohl eine gute Idee war und packte sicherheitshalber gleich die Pull-Buoy ein, falls die Beine beim Schwimmen krampfen würden.
Es geht los – Swim 100×100
Und dann war auch schon Samstag und die Schwimmhalle war voll. Was würde mich wohl heute erwarten? 10 km sind irre lang. 3:45 h bleiben einem und wenn man zu sehr zurückfällt, wird man ausgesiebt. Immerhin hatte ich eine Menge guter Begleiter auf meiner Bahn. Irgendwie würde es schon gehen. Einfach nur in gemäßigtem Tempo hinterher schwimmen. Der Rest findet sich.
Dummerweise legten meine Vorschwimmer gleich ein ordentliches Tempo vor und man möchte ja im Genuss des Wasserschattens bleiben. Und so wurde das erste Viertel vielleicht doch etwas zu zügig. Aber alles gefühlt noch im Rahmen. Die Pause bis zum nächsten Start nach jedem Hunderter fiel überraschend lange aus. Schließlich war das erste Viertel rum und die kurze Pause begann, die recht hektisch
ausfiel. Kurz zur Toilette, Wasserflasche auffüllen, ein Gel nehmen (igitt war das sauer) und dann schon wieder ins Wasser. Immerhin waren
die ersten Züge recht angenehm und man konnte den Geschmack des Gels aus dem Mund spülen.
Der zweite Teil verlief nicht sehr spektakulär. Ich hielt mich immer schön im Wasserschatten – wer weiß, was noch auf mich zukommen
wird. Nach jedem Hunderter sah man wieder ein paar neue Landratten, alte Landratten verabschiedeten sich und wünschten einem noch viel Glück und man schnappte noch ein paar Musiktöne aus den Lautsprechern auf, bevor es wieder dumpf im Ohr wurde. Nun begann ich auch hin und wieder in der kurzen Pause bis zum nächsten Hunderter zu trinken. Wenn das 3:45 h werden, dann sollte man sich wohl auch etwas verpflegen.
Dann war knapp über die Hälfte erreicht und es ging wieder in die hektische Pause. Beim Ausstieg achtete ich schon darauf, dass ich
keine Krämpfe bekomme. Ein äußerst kurzes Bergfest am Beckenrand und wieder hinein ins Nass und los auf die zweite Hälfte. Jetzt würde es
vermutlich zäher werden. Am besten ist es jedoch, nicht mitzuzählen und sich einfach nur auf den aktuellen Moment zu konzentrieren. Einfach nur schwimmen. Wo ist der Arm? Was machen die Beine? Habe ich mich ausreichend gedreht? Ei, ei, ei, der Rücken tut etwas weh. Das hat schon am letzten Mittwoch nach dem Training mit den Paddles begonnen. Hoffentlich wird das nicht noch schlimmer.
Letzte Pause.
So weit bin ich noch nie geschwommen. Kurzes gegenseitiges Aufmuntern mit Jürgen. Wird schon. Wir haben schon schlimmeres durchgestanden. Ist ja nur Schwimmen. Man stelle sich vor, die verbleibende Stunde ist eine ganz normale GA-1-Trainingseinheit. Mehr nicht. Und weiter geht’s. Zug um Zug. Keine Ahnung wie schnell. Ich habe nie auf die Uhr geschaut. Sicherlich sind wir nicht mehr so zügig unterwegs wie am Anfang, aber was soll’s? Reicht doch. Dann sind es nur noch 10 Stück und das Herunterzählen beginnt. In etwa wie früher beim Marathon. Aber eigentlich war es während des Schwimmens deutlich entspannter. Müdigkeit ja, aber kein Stress. Dann noch den letzten Hunderter. Vor mir beginnen sie plötzlich mit Brust- und Rückenschwimmen. Sie haben bereits das Ausschwimmritual eingeleitet. Aber nee, ich kraule auch den letzten durch. Aber der fühlt sich plötzlich ganz seltsam an. Als ob alle Technik von mir gefallen wäre. Interessant wie der Körper plötzlich abfällt, wenn der Kopf schon den Schluss in Aussicht gestellt hat. Anschlagen an der Wand und fertig.
Dann habe ich das hiermit auch auf meiner Checkliste abgehakt. Ich hatte es mir tatsächlich viel schlimmer vorgestellt.
Die nächste Swim 100×100 findet vorraussichtlich am 18.01.2019 im Bremer Unibad statt