Ironman Hamburg – Bericht eines Trainingsminimalisten (Olaf)

Bevor ich meine Erfahrungen zum IRONMAN Hamburg 2017 mitteile, möchte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Olaf Sempf, 48 Jahre alt, 189cm Groß und 95kg schwer, verheiratet und ein Vater einer 4 jährigen Tochter, aus Bremen, also vielleicht nicht die besten Voraussetzungen für eine Langdistanz.

Ich habe in den letzten ca. 10 Jahren bereits 25 Marathons bestritten und natürlich auch eine ganze Menge Halbmarathons. Vor ca. 5 Jahren habe ich mich an einem ersten Jedermann-Triathlon versucht. Hier habe ich mich im Laufe der Jahre immerhin schon bis zur Mitteldistanz (Kraichgau und Rügen) vorgewagt. Immer unter dem Aspekt Spaß habe und mit dabei sein. Eine Langdistanz zu bestreiten stand für mich eigentlich nie Disposition. Als aber 2015 die ersten Gerüchte aufgekommen sind das es eine IRONMAN Langdistanz in Hamburg geben könnte war ich angefixt, aber auch skeptisch ob ich das schaffen könnte. Im Grunde war aber der Entschluss, wenn es einen IRONMAN in Hamburg geben würde, dann bin ich mit dabei gefallen auch wenn ich es mir noch nicht eingestehen wollte. Meine Ziele lagen erst einmal auf die Komplettierung der World Marathon Majors um dort ein Six Star Finisher zu werden. Als dann der Termin (13. August 2017) für den IRONMAN feststand war ich auch gleich am ersten Tag angemeldet. Zum Glück habe ich eine verständnisvolle Ehefrau die mich bei solchen Unternehmungen immer Unterstützt. Für mich kam allerdings noch erschwerend zur Anmeldung hinzu das ich gerade ab Sommer 2016 mich mit akuten Rückenproblemen herumgeplagt habe und gerade dabei war meine gesamten Veranstaltungen für den Rest des Jahre 2016 abzusagen, denn schließlich war ich für Ende Februar zum Tokyo Marathon angemeldet. Mein Hauptaugenmerk lag also erstes daran wieder einiger Maßen fit für den Marathon zu werden und nicht auf das Thema Triathlon Training. So verbrachte ich den größten Teil der zweiten Jahreshälfte 2016 beim Sportmediziner und Osteopathen, denn an Laufen war nicht zu denken. Im Januar 2017 war ich einiger Maßen schmerzfrei und konnte so langsam mit der Marathonvorbereitung beginnen. Bis zur Veranstaltung waren ja noch 8 Wochen Zeit. Das gesamte Trainingsprogramm für den Marathon habe ich im Fitnessstudio  auf dem Laufband absolviert inkl. der langen Läufe über 28 – 35 km. Einige meiner Laufkumpels habe mich in diesem Zeitraum für bekloppt erklärt. Für mich stand aber immer das sichere Gefühl im Vordergrund hier die Kontrolle über mein Laufstiehl und meine evtl. auftretenden Rückenprobleme zu behalten. Letztendlich habe ich in Bezug auf den Tokyo Marathon aus meiner Sicht alles richtig gemacht und den letzten der World Marathon Majors erreicht.

Nach einem Marathon gönne ich mir dann mindestens immer einen Monat Laufpause und bis zum IRONMAN Hamburg waren ja auch noch 168 Tage Zeit. Natürlich war ich in dieser Zeit nicht untätig, sondern habe angefangen mich für das Radtraining vorzubereiten. Die Vorbereitung habe ich auch hierbei vorrangig im Fitnessstudio durchgeführt – Spinning. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht gewusst dass mich das Spinning Training fast bis zum Triathlon begleiten würde. Leider ist das Wetter in Bremen nicht sonderlich beständig in diesem Jahr gewesen, daher habe ich viele Trainingseinheiten Indoor durchgeführt. Viele Trainingseinheiten sind es allerdings auch nicht gewesen, denn wenn man berufstätig ist und auch noch eine Familie hat, dann ist es nicht ganz so einfach. In der Nachbetrachtung zum IRONMAN habe ich mir meine Trainingsaufzeichnung einmal angesehen und musste mit erschrecken feststellen das ich Durchschnitt auf 3,6 Trainingstage pro Woche ab Januar 2017 gekommen bin. Mit dem Schwimmtraining bin ich im April 2017 gestartet. Als Trainingsminimalist habe ich mich hier allerding auch nur auf das nötigste beschränkt, aber zur Mitteldistanz im Kraichgau Anfang Juni wollte ich wenigstens einmal im Wasser gewesen und auch die Strecke geschwommen sein. Da ich persönlich auch mit dem Schwimmen kein Problem habe, aber auch nicht sonderlich schnell bin habe ich nach der 4 Trainingseinheit (3200m) entschieden das Schwimmtraining als erfolgreich durchgeführt zu betrachten. Die hierdurch gewonnene Zeit wollte ich dann in mein Radtraining investieren, da ich vor dem IRONMAN noch nie mehr als 90km mit dem Rad unterwegs war. In dem Zeitraum April bis Juli habe ich es daher auch geschafft ca. 1200 km auf dem Rennrad unterwegs zu sein. Hinzu kommen noch einige Stunden auf dem Spinning Rad (bis zu 4 Stunden am Stück). Im gleichen Zeitraum habe ich auch noch ca. 300 Laufkilometer absolviert, allerdings nur zwei lange Einheiten (28 und 30 km). Die Mitteldistanz im Kraichgau war ein wichtiger Meilenstein in der Vorbereitung und die konnte ich trotz der extremen Temperaturen für meine Verhältnisse ganz ordentlich absolvieren (6:54:20).

Der Tag des IRONMAN Hamburg kam aber nun gefühlt immer schneller auf mich zu und damit auch die Zweifel ob es mit dem Training reichen würde. Man könnte auch sagen ich hatte eine ordentliche Menge schiss in der Buxe. Am Wochenende des Wettkampf war aber alles wie weggeblasen und die Vorfreude stand deutlich im Vordergrund. Ich habe mir auch immer gesagt – die Zeit ist nicht entscheiden, sondern nur das Ziel. Ich denke mit diesem Grundsatz bin ich auch in Hamburg letztendlich ganz gut gefahren und konnte es auch dementsprechend umsetzen. Mit einer Zeit von 14:02:00 habe ich immerhin noch deutlich das Ziel vor dem Besenwagen erreicht (Schwimmen 1:28:48, Radfahren 6:21:39, Laufen 5:51:22). Natürlich war ich im ersten Moment nach Zieleinlauf ganz schön erledigt und kaputt, aber im Gegensatz zu meinem ersten Marathon 2006, hatte ich hier auch an den Tagen danach ein wesentlich besseres Gefühl und konnte auch schon ein paar Tage später ein leichtes Sportprogramm absolvieren.

Mein Fazit zu der Vorbereitung und dem Event als solches fällt wie folgt aus:

  • Habe ich alles richtig gemacht – Eindeutig JA
  • Würde ich eine Langdistanz in dieser Form noch einmal so angehen – eher NEIN
  • Würde ich jemanden empfehlen das ganze so minimalistisch anzugehen – Eindeutig NEIN
  • Gibt es Verbesserungspotential innerhalb meines Trainings – Eindeutig JA
  • Besteht die Möglichkeit sich zu verbessern – JA
  • Mache ich noch einmal eine Langdistanz – Eindeutig JA (bin schon für das nächste Jahr angemeldet).

 

Hamburg ist die perfekte Stadt für die Durchführung und Ausrichtung solch eines Events.

Auch wenn ich manchmal während einer Veranstaltung (Marathon oder Triathlon) frage  „warum tust du dir das an“ kann ich immer nur sagen, weil es einfach geil ist. Bereitet euch gut vor, geht Trainieren und nehmt an einer Veranstaltung teil, egal welche Streckenlänge – TRIATHLON IST EINFACH GEIL.

Das gesamte Eventwochenende war in dieser Form einfach perfekt, da ich hier auch nicht alleine Unterwegs war. Holger Hilken hatte sich vor einem Jahr gleich bereit erklärt mit dabei zu sein. Zusätzlichen waren unsere Frauen (Tanja Elmers und Karina Sempf) als Unterstützung und für den Support mit dabei und hierfür möchte ich ganz herzlich bedanken.

Olaf

Jetzt steht für mich erst einmal Urlaub auf dem Programm und Daumen drücken für  meine Vereinskollegen die auf Hawaii starten. Wir sehen uns im kommenden Jahr in Hamburg auf der Strecke.