Von: Robert Loock
Vorab, der Aasee Triathlon in Bocholt nahe der Niederländischen Grenze ist durchweg zu empfehlen. Dazu unten mehr.
Durch einen Bekannten kam ich am 11.06.2023 zu meiner ersten Teilnahme am Triathlon in NRW. Er übertrug mir seinen Startplatz. Die Veranstaltung war anscheinend bereits zum Jahresbeginn ausgebucht. Ich grübelte im Mai, ob ich die Sprintdistanz absolvieren sollte oder nach vier Jahren Corona- und Baby- bedingter Wettkampfpause gleich auf die – für meine Verhältnisse – Vollen gehen und über die Olympische Distanz starten sollte. Der Hauptgrund meiner Überlegung lag darin, ob der Aasee, in dem geschwommen wird, bereits im Juni ausreichend warm sein würde, um 1,5km ohne Neo zu schwimmen. Ich besitze ja keinen Neo mehr.
Die Startunterlagen holte ich bereits am Samstagnachmittag ab. Start war für mich am Sonntag um 12.30 Uhr. Einquartiert war ich samt Familie bei meinen Schwiegereltern nur einen Kilometer vom Startpunkt entfernt. Noch nie brauchte ich so kurz zum Check-In. Das bedeutete für mich extremes Ausschlafen. Schon in der Vorwoche in Limmer hatte es mit dem späten Start am Nachmittag gut funktioniert, gut ausgeschlafen für den Wettkampf zu sein. Das gelang mir bisher selten vor Wettkämpfen.
Über die Seetemperatur musste ich mir wirklich keine Gedanken machen. Das Wasser maß ca. 22 °C. Eher die Lufttemperaturen von 30°C setzten mir quasi schon beim Einrichten in der Wechselzone zu. Dort waren bereits alle Plätze im Schatten vergeben. Noch nie habe ich vor dem Wettkampf so sehr geschwitzt. Mein Einteiler fühlte sich an, als wäre ich bereits geschwommen. Umso mehr freute ich mich auf das Schwimmen bzw. mehr das abkühlende Nass und hegte Bedenken, wie es sich gegen 14 Uhr auf der Laufstrecke anfühlen würde. Jene Strecke wäre wohl ca. 50 Prozent „beschattet“, wie ich am Vortag beim Abholen der Startunterlagen von einem Helfer erfuhr.
Der Schwimmstart erfolgte an Land. Es sollten zwei „Dreieckrunden“ mit Landgang absolviert werden. Während der letzten Minuten vor dem Start waren auch einige Gespräche auf Niederländisch zu vernehmen. Ich sah zudem einige weitere unter den 170 Startenden, die ebenfalls ohne Gummiüberzug schwimmen wollten. Ich stellte mich in die dritte Reihe.
Der Start war sehr angenehm, es gab kein Gedränge und kein Hauen. In der ersten Runde auf der Geraden zum Landgang erkannte ich durch meine halbbeschlagene Schwimmbrille nur wenige andere Badekappen vor mir. In der zweiten Runde fand ich noch besser zu einem Rhythmus und zog auf den letzten 500 Metern noch etwas an, sodass ich einige Kontrahenten überholte. Ich stieg mit einer Zeit von 25:02 Minuten als Zehnter aus dem Wasser.
Ab zum Rad, ins Nummernband reingeschlüpft, Schuhe an, zwei Energiegels mit MHD 07/2020 – das Mindesthaltbarkeitsdatum ist ja auch eher eine Empfehlung – der letzte Wettkampf lag eben länger zurück – in die Rückentaschen, Brille auf, Helm auf. Der Helm ging erstmal nicht zu. Ich drehte den Helm um 180° und schon war alles wie immer. Ich schiebe das auf die bereits hohen Temperaturen während des Einrichtens des Wechselzonenplatzes.
Dann aufs Rad und nach den ersten Tritten fast wieder runter. Ich bin übel mit dem Schuh am Pedal abgerutscht. Ich hatte gedacht, zunächst auf der Straße gerade aus fahren zu können, musste aber erstmal eine kleine Wendepunktrunde drehen, worauf ich nicht eingestellt war. Nach dem Schreck verlief die Strecke zunächst zwei Kilometer durch die Stadt ehe es auf eine dreispurige Bundesstraße ging, die komplett für den Wettkampf abgesperrt war, was sich für mich nach einem noch angenehmeren Wettkampfklima anfühlte. Allerdings war die Bundesstraße null Prozent „beschattet“, was dazu führte, dass die Hitze von unten und oben arg zu spüren war. Kurz vor dem ersten richtigen Wendepunkt nach 10km angekommen, konnte ich an den mir bis dato entgegengekommen Athleten abzählen, dass ich mindestens auf Platz 13 sein müsste. Während der weiteren Radkilometer überholten mich nur fünf Kontrahenten. Ich hingegen sammelte drei Radler ein. Allerdings starte einer von ihnen bereits am Morgen auf der Mitteldistanz und war noch radelnd unterwegs. Für die 40 km samt sechs Wendepunkten benötigte ich letztlich 1:07:05 Stunden.
Vom Rad in die Laufschuhe und zack machten zwei Oberschenkelmuskeln kurzzeitig „zu“. „Na das kann ja heiter werden“, dachte ich. Doch zunächst spielten die Muskeln mir keinen weiteren Streich. Nummer nach vorn und schon ging es auf in die Hitzeschlacht und den mentalen Kampf. Verliefen die ersten von vier zu laufenden Runden für solche Wetterverhältnisse noch recht zufriedenstellend mit einem 4:45-Minutenschnitt, ging es ab dann für mich nur noch darum, irgendwie über die Ziellinie zu kommen. Zu sehr setzten mir und auch den meisten anderen die Sonnenstrahlen zu. Auch der erstmalige Support von meinem einjährigen Kind sowie meiner Familie, der Sambatrommelgruppe sowie weiteren Anfeuernden ließen mich nicht übertreiben. Immer mal wieder liefen schnellere Läufer an mir vorbei. Ich selbst überholte nur wenige Athletinnen und Athleten, die entweder noch auf der Mitteldistanz unterwegs waren oder nicht in meiner Runde liefen. Ich spekulierte darauf, dass ich in die Altersklassenwertung komme. Sehr motivierend waren die beiden Versorgungsstände auf der Laufstrecke, bei denen ich mich jeweils mit nassen Schwämmen, Wasser und Iso-Getränk laufenderweise eindeckte. Das meiste davon lief somit an mir herab. Was nützen einem die leichtesten Laufschuhe, wenn diese sich mit Wasser und Iso-Trunk vollsaugen und gefühlt dreimal so schwer werden. Letztlich schaffte ich es fernab von früheren Normalzeiten nach 48:21 Minuten laufen mit einer Gesamtzeit von 2:24:04h Stunden als 18. über Ziellinie und war sehr erschöpft, ein bisschen glücklich und verärgert, mir dann doch immer noch so einen Quatsch anzutun. 😀
Dass die vierte Disziplin beim Dreiathlon bekanntlich die Wechsel sind, mache ich daran fest, dass der nach mir Platzierte genau die 63 Sekunden langsamer in der Gesamtzeit war, die er länger als ich in der Wechselzone brauchte. Nach dem Schwimmen benötigte ich die drittschnellste, nach dem Radeln die sechstschnellste Zeit in der Wechselzone. Letzten Endes spekulierte ich richtig und belegte in der Altersklasse 40 den dritten Platz.
Hervorzuheben ist die Veranstaltung, trotz der Wettersituation. Ich kann nur empfehlen, einmal teilzunehmen. Es ist zu merken, dass es die 34. Ausgabe war. Bei ca. 1.400 Teilnehmenden von Volks- bis Mitteldistanz inklusive Schülertriathlon gab es meinerseits nichts zu beanstanden, seien es die vielen, vielen Helfenden, die abgesperrte Radstrecke und vielen Streckenposten, die reibungslose Gabe von Getränken und Schwämmen an den Verpflegungsständen bis hin zum guten Rahmenprogramm mit kulinarischen Ständen und einem unterhaltsamen Moderator. In vielen Teilen erinnerte mich der Aasee Triathlon an den für mich immer perfekt organisiert scheinenden Silbersee Triathlon in Stuhr.